Mal ganz ehrlich, liebe junge Bands da draußen: Du schreibst Songs, du probt im stickigen Keller, du träumst von der großen Bühne – aber dann kommt die kalte Dusche. Auftritte? Fehlanzeige! Die Clubbesitzer melden sich nicht, die etablierten Acts haben ihre Vorbands schon. Frust macht sich breit. Man könnte jetzt heulen und seinen Verstärker verkaufen. Oder man nimmt das Schicksal selbst in die Hand. Und genau hier kommt der Geheimtipp ins Spiel, den dir die meisten nicht verraten: Organisiere dein eigenes verdammtes Festival!
Ja, du hast richtig gehört. Vergiss das Betteln um einen 30-Minuten-Slot vor gähnend leeren Reihen. Tu dich stattdessen mit drei, vier oder fünf befreundeten Bands zusammen, die genauso hungrig sind wie ihr. Gemeinsam seid ihr eine Macht, die ein einzelner Türsteher nicht ignorieren kann!
Ein Konzept in dieser Art gab es schon mal vor 20 Jahren und es nannte sich „Bands and Friends„. Du findest hier einen Artikel dazu.
Warum ein Mini-Festival der Game Changer ist
Der Clou an der Sache ist so genial wie simpel: Jede Band hat ihre eigene, wenn auch kleine, Fanbase. Deine Freunde, die Geschwister, der Cousin, der einmal mit dir im Bus saß und versprochen hat, zu kommen. Multipliziere das jetzt mit vier oder fünf Bands. Plötzlich hast du nicht mehr 10 Leute, die gelangweilt am Tresen stehen, sondern 50, 80 oder sogar über 100 zahlende Gäste! Und das ist genug, um selbst einen kleinen Club voll zu bekommen. Dein Veranstalter hat ein volles Haus, deine Band spielt vor echten Menschen, und du hast das Gefühl, dass sich die ganze Proben-Mühe gelohnt hat.
Das Drumherum: Aus dem Vollen schöpfen, wie die Profis
Dieses selbst geschaffene Szenario ist Gold wert. Nutze es maximal aus, denn es bietet dir Möglichkeiten, von denen du sonst nur träumen könntest:
- Die Fanbase mobilisieren – und lieben lernen: Jede Band ist für ihre eigenen Leute zuständig. Das ist wie eine kleine Wette: Wer bringt die meisten Freunde mit? Macht daraus einen freundlichen Wettkampf! Aber noch wichtiger: Kümmert euch um diese Leute. Nach dem Gig runter von der Bühne, direkt zu den Fans. Fotos machen, Hände schütteln, Anekdoten erzählen. Das schafft Bindung. Das macht aus „einem Gast“ einen echten Fan, der beim nächsten Mal wiederkommt und seine Freunde mitbringt.
- Merch-Stand bemannen – und Umsatz machen: Nichts ist trauriger als eine Band ohne Merch. T-Shirts, Buttons, CDs (ja, die gibt’s noch!), Aufkleber – alles, was deine Band zu einer Marke macht. Und an so einem Abend ist die Stimmung perfekt zum Shoppen. Die Leute haben gute Laune, vielleicht schon ein paar Bier intus, und wollen ein Andenken. Das ist nicht nur Kohle für die nächste Proberaummiete, sondern auch kostenlose Werbung, die durch die Welt läuft.
- Live-Mitschnitte – deine Visitenkarte für die Welt: Stell dir vor, du hast nicht nur ein paar verschwommene Handyvideos, sondern professionelles Material von eurem Auftritt! Engagiert einen Freund mit einer guten Kamera, teilt die Kosten mit den anderen Bands. Diese Mitschnitte sind Gold wert! Du kannst daraus:
- Promovideos schneiden, die du an Clubs und größere Veranstalter schickst, um zu zeigen, dass ihr eine energiegeladene Live-Band seid, die Publikum zieht.
- Musikvideos basteln, indem du Live-Aufnahmen mit szenischen Elementen kombinierst. Authentischer geht’s nicht!
- Social-Media-Content bis zum Abwinken produzieren. Kurze Clips, coole Momente – deine Kanäle werden es lieben.
- Netzwerken wie die Großen – aber auf Augenhöhe: An so einem Abend triffst du nicht nur deine eigenen Fans, sondern auch die Fans der anderen Bands. Das ist potenzial. Aber noch wichtiger: Du lernst die anderen Musiker persönlich kennen, knüpfst Kontakte zu Technikern, vielleicht sogar zu einem lokalen Booker, der das volle Haus sieht und beeindruckt ist. Diese Beziehungen sind im Musikgeschäft oft wertvoller als jede Demo-CD.
Die Realität ist: Es ist Arbeit. Aber es lohnt sich.
Klar, so ein Mini-Festival zu organisieren, ist keine Spazierfahrt. Da steckt Arbeit drin: Hallenmiete verhandeln, Technik klären, Zeitpläne erstellen, Werbung machen (online und offline!). Aber der Aufwand zahlt sich aus. Du beweist Eigeninitiative, sammelst wertvolle Erfahrungen im Eventmanagement (was in der Musikbranche nie schadet!) und vor allem: Du spielst! Vor echtem Publikum! Und das ist es doch, worum es geht, oder?
Also, Schluss mit dem Frust. Ran ans Telefon, sprich mit befreundeten Bands. Werdet aktiv. Und lasst die Bühnen beben – auf eure Art. Denn manchmal muss man sich die Tür zur Musikwelt selbst öffnen, anstatt darauf zu warten, dass jemand anderes sie aufstößt. Und wer weiß, vielleicht ist euer kleines Festival ja der Startschuss für die ganz große Tour.