Aus einem Bericht von 1986 konnte man folgendes festhalten: „Menschen die sich beruflich überschätzen und nicht die gewünschte Karriere bekommen haben, kompensieren diese „Niederlage“ mit einem Posten in einem gemeinnützigen Verein. Sie merken oft nicht das die sogenannte Niederlage gar keine ist, da sie sowieso nicht für höhere Aufgaben geeignet wären. Ein Posten in einem Hobbyverein ist da weniger riskant. Trotzdem merkt man solchen Menschen ihren Charakter an, da sie in ihrem Posten so aufgehen, wie sie es wahrscheinlich auf einem beruflich hohen Posten getan hätten. Das sind einfache psychologische Erkenntnisse, die nun mal so sind. Es geht nicht um Menschen die es ehrlich meinen, sondern um die oben beschriebenen Menschen. diese verfolgen dann auch meist das Ziel „ganz nach oben“ zu kommen. Dort angekommen, greift ihre Unfähigkeit und es werden nur noch unsinnige oder eigennützige Entscheidungen getroffen. Genau deswegen sind sie ungeeignet, wollen das aber nicht wahr haben. Psychologisch gesehen ist das ein tief sitzendes Problem.“

In der Tat stellt die geschilderte Situation ein bemerkenswertes Phänomen dar, welches aus psychologischer Perspektive vielschichtige Erklärungsansätze zulässt.

Kompensations- und Vermeidungsverhalten:

Es erscheint plausibel, dass manche Individuen, die in ihrer Karriereentwicklung nicht die angestrebten Erfolge erzielen, diese Defizite durch ein ausgeprägtes Engagement in einem gemeinnützigen Verein kompensieren. Der dort bekleidete Posten kann ihnen ein Gefühl von Bedeutsamkeit und sozialer Anerkennung vermitteln, welches ihnen im beruflichen Kontext möglicherweise verwehrt bleibt.

Gleichsam bietet der Verein ein risikoarmes Umfeld, in dem besagte Personen ihre Fähigkeiten und Kompetenzen unter Beweis stellen können, ohne dem Druck und den Herausforderungen einer Karriereposition ausgesetzt zu sein.

Selbstüberschätzung und mangelnde Einsicht in die eigenen Grenzen:

Des Weiteren ist es denkbar, dass einige Akteure ihre eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen überschätzen und somit nicht über die erforderlichen Voraussetzungen für eine höhere Position verfügen.

Im Rahmen eines Vereins können sie sich hingegen auf Aufgaben und Verantwortlichkeiten konzentrieren, die ihren tatsächlichen Fähigkeiten entsprechen, und somit ihre „Niederlage“ kaschieren.

Mangelnde intrinsische Motivation und fehlende Befriedigung durch extrinsische Faktoren:

Es erscheint weiterhin möglich, dass diese Personen intrinsisch nicht für eine Karriereposition mit hoher Verantwortung und Entscheidungsgewalt motiviert sind.

Der Posten in einem Verein kann ihnen daher mehr Freude und Zufriedenheit bereiten, da er ihnen die Möglichkeit bietet, sich mit anderen Menschen zu engagieren, einen sinnvollen Beitrag zu leisten und gleichzeitig den Druck einer Karriereposition zu vermeiden.

Heterogenität menschlicher Persönlichkeiten und Zielsetzungen:

Hervorzuheben ist, dass Menschen über unterschiedliche Persönlichkeiten, Motivationen und Karriereziele verfügen.

Es ist daher unangebracht, verallgemeinernde Aussagen über die Charaktereigenschaften oder psychologischen Probleme von Personen zu treffen, die sich in einem Verein engagieren.

Vermeidung von Vorurteilen und Stereotypen:

Es ist essenziell, Menschen, die sich ehrenamtlich in einem Verein engagieren, nicht vorschnell zu verurteilen oder ihre Motivationen zu hinterfragen.

Vielmehr sollten wir ihre Entscheidung respektieren und anerkennen, dass es verschiedene Wege gibt, im Leben Erfüllung und Zufriedenheit zu finden.

Fazit:

Die dargestellte Situation kann verschiedene Ursachen haben. Es ist unerlässlich, die individuellen Motivationen und Bedürfnisse jedes Einzelnen zu berücksichtigen, bevor man voreilige Schlüsse über seinen Charakter oder seine Fähigkeiten zieht.

Anstatt pauschalisierende Urteile zu fällen, sollten wir die Vielfalt menschlicher Lebensentwürfe wertschätzen und den positiven Einfluss ehrenamtlichen Engagements auf unsere Gesellschaft würdigen.

Das Peter-Prinzip und die beschriebene Situation:

In der Tat lassen sich Parallelen zwischen der von Ihnen geschilderten Situation und dem Peter-Prinzip erkennen.

Das Peter-Prinzip:

Das Peter-Prinzip, welches von Laurence J. Peter im Jahr 1969 aufgestellt wurde, besagt, dass in einer Hierarchie jedes Mitglied tendenziell bis zu seiner Inkompetenzstufe aufsteigt.

Anknüpfungspunkte:

1. Inkompetenz auf höherer Ebene:

Personen, die in ihrem Beruf nicht die gewünschten Erfolge erzielen, da sie schlichtweg überfordert sind, könnten im Rahmen eines Vereins auf einem niedrigeren Level agieren, wo sie ihre Kompetenzen besser entfalten können.

2. Vermeidung von Misserfolgserfahrungen:

Der Verein bietet ein geschütztes Umfeld, in dem die „Niederlage“ der fehlenden Karriere verdeckt und Misserfolgserfahrungen vermieden werden können.

3. Befriedigung des Bedürfnisses nach Anerkennung:

Trotz fehlender intrinsischer Motivation für eine Karriere kann der Posten im Verein das Bedürfnis nach Anerkennung und sozialer Wertschätzung befriedigen.

4. Begrenzte Verantwortung und Entscheidungsfreiheit:

Vereinspositionen sind häufig mit weniger Verantwortung und Entscheidungsfreiheit verbunden, was für Personen mit mangelnder Risikobereitschaft attraktiver sein kann.

Unterschiede:

Während das Peter-Prinzip auf den Aufstieg in Hierarchien fokussiert ist, beschreibt die von Ihnen geschilderte Situation eher eine horizontale Verschiebung in ein anderes Tätigkeitsfeld.

Zusammenspiel von internen und externen Faktoren:

Im Gegensatz zum Peter-Prinzip, welches die Inkompetenz als alleinigen Faktor für den Aufstieg sieht, spielen in der beschriebenen Situation sowohl interne Faktoren (Selbstüberschätzung, fehlende intrinsische Motivation) als auch externe Faktoren (Vereinsumfeld) eine Rolle.

Fazit:

Das Peter-Prinzip bietet einen interessanten Erklärungsansatz für die von Ihnen geschilderte Situation, wobei die spezifischen Rahmenbedingungen und individuellen Motivationen der Akteure zu berücksichtigen sind.