Na, du kleiner Rebell mit Gitarre und großen Träumen? Du stehst am Anfang deiner musikalischen Reise und denkst dir: „Networking ist alles! Ich muss so viele Musiker kennenlernen wie möglich, besonders die, die meinen Stil machen!“ Eine edle Absicht, wirklich. Deine Kontaktliste wächst, du tauschst Nummern auf Gigs aus, folgst ihnen auf Instagram – und am Ende des Tages hast du… genau das: eine längere Kontaktliste.

Mehr aber auch nicht.

Lass uns mal ehrlich sein, mein junger Padawan des Grooves: Gleichgesinnte sind zwar ganz angenehm. Endlich jemand, der versteht, warum der Kompressor auf der Bassdrum so wichtig ist, oder warum diese eine obskure Synth-Linie von 1987 das ganze Genre revolutioniert hat. Stundenlanges, nerdiges Fachsimpeln über Amps, Plugins und die richtige Art, ein Kabel aufzuwickeln – das ist Balsam für die Musikerseele. Aber mal Hand aufs Herz: Strategisch in deiner Musikkarriere? Eher neutral.

Die bittere Wahrheit über den „Musiker-Buddy-Bonus“

Du denkst, deine Kollegen vom selben Genre sind deine Verbündeten im Kampf um die Chartspitze? Süß. Die Realität ist oft ein bisschen… weniger harmonisch.

  1. Der Gönnungs-Faktor: Ein Mythos? Stell dir vor, du spielst in einer Band, die Dark-Wave-Pop mit didgeridoo-Einflüssen macht. Dein bester Musiker-Buddy, auch aus Leipzig, macht… ebenfalls Dark-Wave-Pop mit didgeridoo-Einflüssen. Ihr seid quasi Brüder im Geiste, teilt die Liebe zu obskuren Bands und den Hass auf Autotune. Jetzt kommt der große Gig im angesagtesten Club der Stadt. Wer kriegt ihn? Du oder er? Plötzlich ist die Brüderlichkeit so dünn wie eine Demo-CD auf Kassette. Jeder ist im Grunde ein direkter Konkurrent um die spärlichen Ressourcen: Gigs, Aufmerksamkeit, vielleicht sogar das letzte vegetarische Würstchen beim Soundcheck. Gönnen? Klar, wenn’s dich nicht weiterbringt.
  2. Die Trickkiste bleibt verschlossen: Du fragst deinen befreundeten Produzenten, wie er diesen glasklaren, aber trotzdem fetten Mix hinbekommen hat? „Ach, einfach ein bisschen EQ und Kompression, weißt du…“ Achso, ja klar. Der „Geheimtrick“ bleibt geheim. Niemand verrät dir seine Goldader. Warum auch? Er hat Jahre damit verbracht, sich dieses Wissen anzueignen. Das ist sein USP, sein Wettbewerbsvorteil. Und du erwartest, dass er dir das auf dem Silbertablett serviert, während du seine eigene Nische besetzen willst? Sei realistisch, mein Freund, wir sind hier nicht im Land der Einhörner und kostenlosen Masterclasses.
  3. Trittbrettfahrer: Doof, aber existent: Und dann gibt es noch die Trittbrettfahrer. Die Leute, die sich an deine Erfolge hängen wollen, ohne selbst den Arsch hochzukriegen. Die, die immer da sind, wenn es eine freie Backstage-Bier gibt, aber spurlos verschwinden, sobald es ums Equipment Schleppen geht. Oder schlimmer noch: Die, die deine Ideen „inspirierend“ finden und sie dann (natürlich nur „leicht abgewandelt“) als ihre eigenen verkaufen. Das ist frustrierend, aber ein Teil des Spiels. Denn seien wir ehrlich: Wer nur kopiert, fällt auch bald auf die Nase.

Wo sind also die wahren strategischen Kontakte?

Die wahren strategischen Kontakte findest du oft außerhalb deiner direkten Komfortzone und deines engsten Genre-Kreises:

  • Veranstalter: Die Leute, die dir Gigs verschaffen.
  • Booking-Agenten: Die, die deine Karriere auf die nächste Stufe heben können.
  • A&Rs von Labels (wenn du die noch findest): Die, die Geld und Reichweite haben.
  • Presseleute/Blogger: Die, die über dich schreiben.
  • Künstler aus anderen Genres: Die, die dich mit einem neuen Publikum in Kontakt bringen und dir neue musikalische Impulse geben können.
  • Tontechniker und Produzenten (die nicht deine direkten Konkurrenten sind): Die, die deinen Sound professionell machen.

Das sind die Leute, die nicht unbedingt deinen Gitarren-Nerdrank verstehen, aber das Business-Know-how haben. Sie sind die Schmierer im Getriebe, die dich voranbringen können, weil du ihnen etwas bieten kannst, was sie brauchen (z.B. einen guten Act für ihren Laden).

Deine Musiker-Buddies sind super für den emotionalen Support, für den Austausch von Frust und Freude, und um mal ein Bier zu trinken. Aber erwarte nicht, dass sie dich zum nächsten Superstar machen. Das musst du schon selbst tun. Und manchmal ist der Konkurrent von heute der Inspirationgeber von morgen – aber nur, wenn du selbst schon längst deine eigene Nische gefunden hast.

Also, geh raus, knüpf Kontakte, aber sei dir immer bewusst: Dein Erfolg ist deine Sache. Und der größte Trick ist, selbst einzigartig zu sein, damit niemand anders ihn klauen kann.