Ach, die unerschütterliche Zuversicht junger musikalischer Talente! Sie sprüht förmlich aus ihren Augen, wenn sie von der bevorstehenden Weltherrschaft auf den Charts erzählen. Und wer steht ihnen mit Rat (naja, eher gut gemeinten Ratschlägen) und Tat (eher unbeholfenen Taten) zur Seite? Natürlich! Papa höchstpersönlich als Manager und der Musiklehrer von der örtlichen Volkshochschule als Produzent. Ein Dreamteam sozusagen, das den Weg zum unangefochtenen Platz eins der Hitparaden pflastern soll. Spoiler-Alarm: Die Wahrscheinlichkeit, dass daraus ein Nummer-eins-Hit entsteht, ist in etwa so hoch wie die, dass in Zeitz plötzlich Palmen wachsen und es den ganzen Tag nach Caipirinha duftet.
Man muss ja die elterliche Unterstützung loben, wirklich! Papa ist stolz wie Bolle auf seinen Sprössling und sieht in ihm natürlich den nächsten Rockstar. Das Problem ist nur: Papas Management-Erfahrung beschränkt sich meist auf die Organisation von Familienfeiern und das pünktliche Bezahlen der Stromrechnung. Die Musikindustrie hingegen ist ein Haifischbecken, in dem sanfte Familienväter mit ihren gut gemeinten Ratschlägen eher als leckeres Mittagessen enden.
Und dann der Musiklehrer von der VHS! Ein liebenswerter Mensch zweifellos, der mit viel Enthusiasmus Blockflötenkurse für Anfänger leitet und vielleicht sogar schon mal eine Schulband beim Sommerfest betreut hat. Ihn nun als Produzenten für den potenziellen Chartstürmer zu engagieren, ist ein bisschen so, als würde man den Hausarzt mit einer komplizierten Herztransplantation beauftragen. Die Intention ist gut, aber das Ergebnis… nun ja, es könnte musikalisch etwas holprig werden.
Das wirklich Tragische an dieser Konstellation ist die liebevolle, aber eben auch toxische Abschottung des jungen Talents. Papa, der besorgte Löwe, und der VHS-Lehrer, der ambitionierte Mentor, bilden eine undurchdringliche Schutzmauer um ihren Schützling. Jeder, der tatsächlich Ahnung von der Musikbranche hat, jeder, der wertvolle Kontakte oder konstruktive Kritik einbringen könnte, wird vehement abgewehrt. „Wir wissen, was das Beste für unser Kind/unser Talent ist!“, lautet die mantraartige Verteidigung.
Stattdessen klammert man sich an den völlig überzogenen Glauben an das ungeschliffene Talent des Sprösslings und an den naiven Traum vom kometenhaften Aufstieg. Man verwechselt elterlichen Stolz mit Marktfähigkeit und gut gemeinten Enthusiasmus mit professioneller Expertise. Das Ergebnis ist meist eine musikalische Nabelschau, die im lokalen Proberaum verhallt und bestenfalls die Ohren der stolzen Verwandtschaft erreicht.
Es ist ein bisschen wie bei der Fußballjugend, bei der der Papa am Spielfeldrand brüllt, sein Sohn sei der nächste Messi, während der Ball eher zufällig über den Platz kullert. Die Realität sieht oft schmerzhaft anders aus. Die Musikindustrie ist hart, unbarmherzig und erfordert mehr als nur Talent und elterliche Liebe. Sie braucht professionelles Management, eine fundierte Produktion und vor allem den Mut, sich auch kritischen Stimmen zu öffnen.
So bleibt die Geschichte des jungen Musikers mit Papa als Manager und dem VHS-Lehrer als Produzent meist eine gut gemeinte, aber letztendlich zum Scheitern verurteilte Episode im großen Buch der musikalischen Träume. Ein liebevoller Fehlschlag, der zeigt, dass manchmal die besten Absichten den größten Erfolg verhindern können. Und während andere in den Charts landen, sitzt unser junger Held wahrscheinlich immer noch im Proberaum, umgeben von wohlmeinenden, aber leider völlig ungeeigneten „Helfern“, und träumt weiter von der Nummer eins – während die Realität leise „Niemals!“ flüstert.