Ach, die edle Geste junger, aufstrebender Musiker: Ein Benefizkonzert für die hungernden Kinder in Hintertupfingen, die Opfer einer verheerenden Gummibärchen-Knappheit oder die dringende Reparatur des örtlichen Taubenhauses. Das Kalkül dahinter scheint klar: Gutes tun und gleichzeitig den eigenen Marktwert steigern. Ein Win-Win sozusagen, bei dem der Heiligenschein des Altruismus die Scheinwerfer des Ruhms in ein besonders vorteilhaftes Licht taucht.
Doch Vorsicht vor dem trügerischen Glanz der Wohltätigkeit! Die These, dass solche Benefizaktionen automatisch Pluspunkte auf dem Karma-Konto und in der Gunst des Publikums verbuchen, ist durchaus hinterfragenswert. Denn kratzt man ein wenig an der Oberfläche des vermeintlichen Edelmuts, so tun sich nicht selten Motive auf, die weniger mit reiner Nächstenliebe und mehr mit handfestem Eigennutz und unstillbarer Gier nach Rampenlicht zu tun haben könnten.
Die Rechnung ist vermeintlich einfach: Kostenlose Performance, positive Presse, ein Hauch von moralischer Überlegenheit – und im besten Fall ein paar neue Fans, die im Rausch der guten Tat gleich das nächste Konzertticket oder den digitalen Download erwerben. Die eigentlichen Begünstigten der Aktion? Nun ja, deren tatsächlicher Nutzen könnte sich nach Abzug der oft immensen Kosten für die Konzertproduktion als eher überschaubar erweisen. Miete für die Location, Technik, Personal, Werbung – der wohltätige Zweck schrumpft nicht selten auf ein eher bescheidenes Sümmchen zusammen.
Da stellt sich doch die ketzerische Frage: Wäre es nicht effektiver, wenn alle Beteiligten – Musiker, Publikum, Veranstalter – einfach direkt in die Spendenbüchse greifen würden? Ohne den aufwendigen und kostspieligen Umweg über eine musikalische Darbietung, deren primärer Nutznießer am Ende vielleicht doch eher der Künstler selbst ist.
Die Romantik des „Musiker spielt gratis für den guten Zweck“ verliert schnell ihren Glanz, wenn man die dahinterliegenden Mechanismen betrachtet. Die Bühne des Benefizkonzerts wird so nicht selten zur idealen Selbstinszenierungsplattform, auf der die eigene Großzügigkeit demonstrativ zur Schau gestellt wird. Der Applaus für die gute Tat vermischt sich allzu leicht mit dem Applaus für die eigene Performance.
Natürlich soll hier nicht jeder wohltätigen Initiative pauschal die Aufrichtigkeit abgesprochen werden. Es mag durchaus Musiker geben, deren Engagement von echten, tief verwurzelten Motiven getragen ist. Aber die schiere Anzahl an Benefizveranstaltungen, gerade von Künstlern am Anfang ihrer Karriere, lässt den Verdacht aufkommen, dass der Wunsch nach Ruhm und Aufmerksamkeit hier oft eine nicht unerhebliche Rolle spielt.
Am Ende bleibt die bittere Erkenntnis: Wahre Nächstenliebe agiert oft im Stillen, ohne den lauten Applaus der Öffentlichkeit zu suchen. Vielleicht wäre es tatsächlich sinnvoller, die Energie und Ressourcen, die in die Organisation eines solchen Konzerts fließen, direkt den Bedürftigen zukommen zu lassen. Denn so ehrenwert die musikalische Untermalung einer guten Tat auch sein mag, der eigentliche Wert liegt doch im konkreten Beitrag – und der fällt nach Abzug der Show oft erstaunlich klein aus.