Du bist jung, deine Band ist heiß, die Songs sind im Kasten (oder zumindest auf dem Handy), und ihr brennt darauf, die Welt zu erobern. Der Plan? Üben, üben, üben – und dann warten, bis der große Gig im angesagtesten Club winkt. Bis dahin? Proben im miefigen Keller, Bier trinken und davon träumen, wie Hunderte von Fans ekstatisch zu eurem Gitarrensolo abrocken.
Halt! Stop! Brems! Dieser „Plan“ ist nicht nur ein bisschen naiv, er ist auch verdammt ineffizient und ein garantierter Nervenkiller. Denn mal ehrlich: Dein erster „echter“ Gig wird dir die Schweißperlen auf die Stirn treiben, als wärst du gerade einen Marathon im Gummianzug gelaufen. Die Anspannung, das unbekannte Equipment, die fremden Gesichter – da bleibt wenig Raum für musikalische Höhenflüge oder gar Experimente.
Mach’s wie die Großen: Dein Wohnzimmer ist die neue Waldbühne!
Statt auf den Anruf vom Booking-Agenten zu warten, der wahrscheinlich nie kommt (sorry, Realismus muss sein!), stell deine eigene kleine Veranstaltung auf die Beine! Und ja, du hast richtig gehört: Die Betonung liegt auf selbst und klein.
Was ist das? Nenn es eine „öffentliche Probe“.
Genau das ist der Trick! Kommuniziere es an Freunde, Familie, Bekannte, den netten Nachbarn, der immer fragt, was ihr da unten so treibt, und die Cousine zweiten Grades, die zufällig in der Stadt ist: „Hey Leute, wir machen eine öffentliche Probe! Kommt vorbei, trinkt ein Bier (oder einen Saft), hört euch an, woran wir arbeiten, und gebt uns Feedback!“
Warum ist das genial (und so viel besser als „echter“ Gig Nummer 1)?
- Bye-bye, Lampenfieber-Monster: Eine „öffentliche Probe“ nimmt den enormen Druck von den Schultern. Es ist kein „perfekter Auftritt“, den ihr abliefern müsst. Es ist ein Experiment, ein Arbeitsstand, ein Einblick hinter die Kulissen. Das senkt die Anspannung dramatisch. Du bist entspannter, spielst besser, und das Publikum spürt das.
- Spielwiese für Experimente: Hat der neue Song mit dem Didgeridoo-Part Potenzial? Klingt die Ballade live doch besser, wenn einer von euch dazu steppt? Bei einer „öffentlichen Probe“ kannst du das ausprobieren! Wenn’s schiefgeht? Egal! „War ja nur ’ne Probe, haha!“ – und du hast trotzdem wertvolles Feedback bekommen.
- Klang-TÜV im Kleinen: Dein Sound im Proberaum ist wahrscheinlich Müll, wenn er nicht abgenommen wird. Bei so einer kleinen Veranstaltung kannst du mit der Aufstellung der Boxen experimentieren, die Lautstärke anpassen und lernen, wie eure Musik in einem anderen Raum klingt. Deine Freunde sind gnädigere Sound-Tester als 200 Leute in einem Club.
- Der erste Fanclub (und zukünftige Helfer): Selbst wenn nur 20 Freunde kommen: Das sind 20 Leute, die dich live gesehen haben, 20 potenzielle Mundpropaganda-Verbreiter, 20 Leute, die vielleicht beim nächsten Mal jemanden mitbringen. Und vielleicht ist ja sogar ein Freund dabei, der Ahnung von Fotos hat, einen Cousin mit einem kleinen Bus oder eine Tante, die die beste Limonade macht. Dein Netzwerk wächst!
- Der Beweis für Booker und Clubbesitzer: Später, wenn du dann doch den angesagten Club anrufst, kannst du sagen: „Ja, wir haben schon vor Leuten gespielt, und es war super! Hier sind Fotos/Videos von unserer letzten öffentlichen Probe.“ Das ist viel überzeugender als „Wir haben super im Keller geübt!“
Dein „Erster Gig“ ist nur der Anfang – also fang an!
Ob im Wohnzimmer, im Garten, in einer angemieteten Garage oder im Jugendzentrum um die Ecke: Der Punkt ist, den Startschuss selbst zu geben. Es muss nicht perfekt sein, es muss nicht groß sein. Es muss nur passieren. Du wirst mehr lernen, als in zehn Proben, du baust Selbstvertrauen auf, und du hast einen verdammten Heidenspaß dabei.
Also, hör auf zu warten. Stell die Stühle auf, dreh die Anlage auf und spiel einfach. Deine Fans (die zukünftigen!) werden es dir danken. Und du? Du wirst den ersten Schritt in deiner musikalischen Karriere gemacht haben, und das ist mehr, als die meisten je schaffen.