Wenn jemand eine beeindruckende kreative Arbeit vorlegt, und dessen Name lautet Silvio Raphaelo de la Monte di Garcia, dann sagen alle „Oh was für ein Künstler“, bei der selben Arbeit nur mit dem Namen Sebastian Schmidt oder Peter Müller, würden alle sagen „Er hat ein schönes Hobby“. Sehen wir uns dazu ein einfaches Beispiel an:
Story 1: Silvio Raphaele Constanto de la Monte di Garcia ist freischaffender Künstler mit italienischen Wurzeln. In seinem frisch sanierten Bauernhof südlich von Leipzig hat das Multitalent ein besonderes Werk erschaffen. Mit einer Sammlung an alten historischen Musikinstrumenten hat er Musikstücke aufgenommen bei denen ausschließlich diese Geräte zum Einsatz kamen. Die Lokalpresse feiert den Künstler wodurch auch Kulturstiftungen auf ihn aufmerksam wurden. Letzte Woche bekam er eine Zusage für Fördermittel um seine Sammlung zu erweitern und zu pflegen. Mehrere Auftritte sind auch geplant. Nächstes Jahr will er heiraten.
Story 2: Sebastian Schmidt hat über Jahre alte Musikinstrumente zusammen getragen. Der Freizeitbastler ist beruflich auf einem Maschinenleitstand im Tagebau. In seinem Keller hat er sich ein kleines Studio eingerichtet. Seine größte Sammlung sind historische Musikinstrumente. Jetzt hat der Hobbymusiker einige Titel aufgenommen wo nur diese Instrumente zum Einsatz kamen. Er versucht diese Titel im Internet zu präsentieren. Die Sonntagszeitung attestierte ihm ein wunderbares Hobby. Obwohl sich seine Frau manchmal wünscht , das er mehr Zeit für die Familie hat.
Medien setzen oft diese Schreibart ein
Man kann in der gesamten Zeitungslandschaft solch eine Schreibart finden mit ihren entsprechenden Variationen. Einfach gesagt, wird über den „kleinen Mann“ so berichtet dass er auch genau so rüber kommt. Die meisten kleinen Männer sind aber so stolz, dass sie in der Tageszeitung sind, dass ihnen nicht auffällt, dass man sie stets kleinkariert darstellt.
Die Aussage wirft einige interessante Fragen auf, die sich mit gesellschaftlichen Normen, Vorurteilen und der Wahrnehmung von Kunst beschäftigen:
Warum reagieren Menschen unterschiedlich auf denselben Kunstwerk, je nachdem, wer der Künstler ist?
- Name und Herkunft: Namen, die exotisch oder klangvoll wirken (wie Silvio Raphaelo de la Monte di Garcia), können automatisch mit einer gewissen Aura von Künstlertum verbunden werden. Sie wecken Assoziationen mit Kunstmetropolen, Tradition und einer gewissen Exklusivität. Dagegen wirken Namen wie Sebastian Schmidt oder Peter Müller oft alltäglicher und weniger mit Kunst verbunden.
- Vorurteile und Stereotype: Es gibt oft unbewusste Vorurteile darüber, welche sozialen Gruppen oder Bildungsschichten sich mit Kunst beschäftigen. Personen mit „künstlerischen“ Namen werden eher mit der Kunstwelt in Verbindung gebracht und ihre Werke entsprechend bewertet.
- Soziale Erwartungen: Die Gesellschaft hat bestimmte Erwartungen an Künstler. Ein Künstlername kann diese Erwartungen verstärken und dazu führen, dass eine Arbeit automatisch als „Kunst“ wahrgenommen wird.
Welche Rolle spielt der Name bei der Rezeption von Kunst?
- Authentizität: Ein Künstlername kann die Authentizität eines Werkes unterstreichen oder in Frage stellen. Ein ungewöhnlicher Name kann als Ausdruck einer besonderen künstlerischen Identität wahrgenommen werden.
- Marketing und Branding: In der Kunstwelt spielt das persönliche Branding eine wichtige Rolle. Einprägsame Künstlernamen können dazu beitragen, sich von anderen Künstlern abzuheben und Aufmerksamkeit zu erregen.
- Soziale Anerkennung: Ein Künstlername kann dazu beitragen, soziale Anerkennung zu erlangen und sich in der Kunstwelt zu etablieren.