Das sagt dir so keiner, wenn du mit leuchtenden Augen und einer Gitarre in der Hand deine erste Band gründest: Eine Band ist im Grunde ein Startup. Und wie in jedem Unternehmen, egal ob es um Raketenwissenschaft oder das perfekte Croissant geht, braucht es vor allem eines: eine klare Linie. Ohne die wird dein Traum vom Rockstardasein schneller zerplatzen als ein übersteuerter Bass auf der Dorfdisko.
Man sieht sie oft, die jungen Wilden. Voller Tatendrang, jeder mit seiner eigenen Vorstellung vom Durchbruch. Der eine will den Sound von Pink Floyd wiederbeleben, der andere träumt von einem Techno-Shanty-Mix, und die Sängerin hat heimlich schon Pläne für ihre Solo-Karriere als Schlager-Queen geschmiedet. Alle wollen sie den nächsten Hit schreiben, das beste Solo spielen, den heißesten Blick draufhaben.
Und hier kommt die Wahrheit, die man sich meistens erst nach ein paar schmerzhaften Bandauflösungen eingesteht: Nicht jeder muss die Knalleridee liefern. Im Gegenteil! Stell dir vor, du sitzt in einer Bandprobe und der Gitarrist hat die zündende Idee für den Refrain, der Bassist den Groove des Jahrhunderts und der Drummer die beste Bridge seit der Golden Gate Bridge. Super! Aber wenn jetzt jeder anfängt, diese Ideen zu zerreden, zu „verbessern“, nur weil man selbst nicht der Ideengeber war, dann gute Nacht, Band.
Der Tod durch Konkurrenz: Dein Ego im Proberaum
Das wahre Killer-Virus in jeder Band ist nicht der fehlende Proberaum oder die kaputte Gitarrensaite, sondern die Konkurrenzambitionen innerhalb der eigenen Reihen. Wenn der eine Musiker dem anderen den Erfolg der Idee nicht gönnt, weil er selbst nicht draufkam, dann ist das nicht nur kleinkariert, es ist der Anfang vom Ende. Es ist wie im Sandkasten, wenn Hans seinen Bagger nicht teilen will, weil Moritz ihn zuerst hatte. Nur mit schlechteren Frisuren und lauterer Musik.
Ich sag’s dir aus Erfahrung, und Erfahrung macht klug (oder zumindest ein bisschen zynisch): Ich habe Bands gesehen, die musikalisch absolut brillant waren, aber an ihren eigenen Egos zerbrochen sind. Da wurde jede gute Idee eines Einzelnen so lange im Proberaum zerredet und zerstückelt, bis sie ihren Zauber verlor – nur weil jemand anderes sie nicht „seine“ Idee nennen konnte. Manchmal ist es der Sänger, der jedes Solo des Gitarristen kürzen will. Manchmal der Bassist, der das Rampenlicht des Drummers nicht erträgt. Manchmal der Keyboarder, der sich für den einzig wahren Komponisten hält.
Das ist wie im Unternehmen: Wenn der Marketingleiter dem Produktmanager nicht gönnt, dass seine Kampagne gut ankommt, nur weil er sie nicht selbst erfunden hat, dann leidet das Produkt. Und im Fall der Band: Die Musik leidet. Das Publikum spürt es. Und die Band löst sich auf. Meistens mit einem „musikalisch nicht mehr auf einer Wellenlänge“-Statement, obwohl es eigentlich „Ego-Wellenbrecher-Alarm“ heißen müsste.
Die Band-Glücksformel: Ego runter, Musik rauf
Also, was tun, du junger Padawan der Musik?
- Erkenne deine Rolle: Nicht jeder ist ein Frontmann, nicht jeder ist ein Solo-Gott, nicht jeder ist der Songwriter. Findet heraus, wo eure Stärken liegen und akzeptiert die Stärken der anderen.
- Dienet dem Song: Die beste Idee ist die, die dem Song dient, nicht dem Ego des Ideengebers. Wenn eine Knalleridee da ist, dann tragt sie mit, feiert sie und macht sie gemeinsam noch besser.
- Kommunikation ist King (oder Queen): Redet miteinander! Offen, ehrlich und ohne passive Aggression. Wenn etwas stört, sprecht es an. Bevor es sich in einem passiv-aggressiven Schlagzeugsolo entlädt.
- Gemeinsames Ziel: Erinnert euch immer daran, warum ihr zusammen Musik macht. Ist es der Ruhm, das Geld oder die pure Freude am gemeinsamen Kreieren? Wenn alle am gleichen Strang ziehen (und nicht gegeneinander), wird der Sound besser und die Stimmung auch.
Eine Band, die eine Linie hat, die sich gegenseitig unterstützt und das Ego vor der Tür des Proberaums lässt, hat die besten Chancen, nicht nur musikalisch zu glänzen, sondern auch menschlich zusammenzuwachsen. Und das ist am Ende des Tages viel mehr wert als jeder Nummer-eins-Hit, der auf einem Berg von zerbrochenen Egos entstanden ist. Glaub mir, Erfahrung macht klug. Und manchmal auch müde, aber das ist eine andere Geschichte.