Jeder kennt sie, diese eine Person. Kaum hat man einen Plan geschmiedet, einen Ablauf festgelegt oder eine gemeinsame Strategie besprochen, da kommt sie um die Ecke und – plopp – ist alles wieder Makulatur. Es sind die Menschen, die man liebevoll oder manchmal auch entnervt als „Unsortierte“, „Chaoten“ oder „Unberechenbare“ bezeichnet. Sie haben eine fast schon übernatürliche „Gabe“, die Dinge durch scheinbar unsinnige, spontane Handlungen aus der Bahn zu werfen.

Man könnte meinen, es sei Absicht, eine Art passiver Widerstand gegen jegliche Form von Struktur. Doch oft ist es eher eine Mischung aus fehlender Voraussicht, einer impulsiven Natur und einer eigenen, schwer nachvollziehbaren Logik.

Das Szenario ist immer ähnlich:

  • Der gemeinsame Termin: „Treffen wir uns um 10 Uhr am Café, um das Projekt zu besprechen?“ „Klar!“ Um 10:15 Uhr kommt die Nachricht: „Bin noch schnell auf dem Flohmarkt, da gab’s ein super Angebot! Bin in ’ner Stunde da.“ (Die Projektbesprechung? Völlig vergessen.)
  • Die detaillierte Anleitung: Man erklärt Schritt für Schritt, wie eine Aufgabe zu erledigen ist. Jedes Detail wird bedacht. Fünf Minuten später: Die Person hat einen völlig neuen, höchst ineffizienten Weg gefunden, die Aufgabe zu lösen – und dabei gleich noch drei andere Dinge durcheinandergebracht.
  • Die Gruppenreise: Alles ist gebucht, alle Zeiten abgestimmt. Doch kurz vor Abfahrt beschließt der Unsortierte, noch schnell die halbe Wohnung umzuräumen oder einen „genialen“ Umweg zu nehmen, der alle anderen in die Bredouille bringt.

Die Auswirkungen auf das Umfeld:

Für diejenigen, die versuchen, Struktur und Effizienz in den Alltag zu bringen, sind diese Interaktionen oft eine echte Geduldsprobe.

  • Frustration und Hilflosigkeit: Man investiert Zeit und Energie in Planung, nur um zu sehen, wie diese mühelos torpediert wird.
  • Mehraufwand: Oft muss man den Schaden beheben, Pläne neu schmieden oder zusätzliche Arbeit leisten.
  • Lernprozess (für das Umfeld!): Irgendwann lernt man, eine Pufferzeit einzukalkulieren, nicht zu viel zu erwarten oder die Person von kritischen Schritten fernzuhalten.

Warum tun sie das? (Oder: Der „Gabe“ auf der Spur)

Es ist selten böse Absicht. Oft steckt dahinter:

  • Impulsivität: Der Gedanke kommt, die Handlung folgt. Ohne Filter, ohne Rücksicht auf Konsequenzen oder andere Pläne.
  • Fehlende Konsequenzanalyse: Die Fähigkeit, die Auswirkungen der eigenen Spontanität auf andere oder auf den Gesamtplan abzuschätzen, ist schwach ausgeprägt.
  • Fokus auf das Hier und Jetzt: Was gerade spannend oder dringend erscheint, hat absolute Priorität, unabhängig vom Kontext.
  • Eine andere Prioritätensetzung: Was für den einen essentiell ist (Pünktlichkeit, Effizienz), ist für den anderen zweitrangig gegenüber einer „guten Idee“ oder einem „interessanten Zufall“.

Es mag frustrierend sein, aber diese Menschen bringen oft auch eine gewisse Lebendigkeit oder unerwartete Lösungen mit sich – auch wenn der Weg dorthin steinig ist. Letztlich bleibt es eine Gratwanderung zwischen dem Versuch, Ordnung zu schaffen, und dem Akzeptieren, dass manche Menschen einfach die natürlichen Künstler des Chaos sind. Und manchmal, ganz manchmal, ist es auch einfach nur unfreiwillig komisch.