Saiteninstrumente, wie Lauten und Fideln, waren im Mittelalter weit verbreitet. Die Stimmung dieser Instrumente und das verwendete Notensystem unterschieden sich jedoch erheblich von unseren heutigen Standards.
Stimmung von Saiteninstrumenten im Mittelalter:
- Keine standardisierte Stimmung:
- Im Mittelalter gab es keine einheitliche Stimmung für Saiteninstrumente. Die Stimmung variierte je nach Instrument, Region und Musikstil.
- Oft wurden die Instrumente nach Gehör gestimmt, wobei man sich an der Gesangsstimme oder anderen Instrumenten orientierte.
- Pythagoreische Stimmung:
- Eine häufig verwendete Stimmung war die pythagoreische Stimmung, die auf mathematischen Verhältnissen basiert.
- Diese Stimmung erzeugte reine Quinten und Quarten, führte aber zu unreinen Terzen, was in bestimmten musikalischen Kontexten problematisch war.
- Mitteltönige Stimmung:
- Später im Mittelalter entwickelte sich die mitteltönige Stimmung, die reinere Terzen ermöglichte.
- Diese Stimmung wurde vor allem in der Instrumentalmusik verwendet, da sie besser zu polyphonen Sätzen passte.
- Darmseiten:
- Die Saiten der mittelalterlichen Instrumente bestanden meist aus Darm, was die Stimmung zusätzlich beeinflusste.
- Darmseiten sind empfindlich gegenüber Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen, was zu ständigen Nachstimmungen führte.
Notensystem im Mittelalter:
- Neumen:
- Die früheste Form der mittelalterlichen Notation waren Neumen, die aus grafischen Zeichen bestanden und die Melodiebewegung anzeigten, aber keine genauen Tonhöhen oder Rhythmen.
- Neumen wurden vor allem für den Gesang verwendet, insbesondere für den gregorianischen Choral.
- Liniensystem:
- Im Laufe des Mittelalters entwickelte sich das Liniensystem, das zunächst aus vier Linien bestand und die relativen Tonhöhen genauer darstellte.
- Guido von Arezzo trug maßgeblich zur Entwicklung des Liniensystems bei und führte die Solmisation ein (ut, re, mi, fa, sol, la).
- Mensuralnotation:
- Im späten Mittelalter entstand die Mensuralnotation, die auch rhythmische Werte darstellte.
- Diese Notation ermöglichte die Aufzeichnung komplexer polyphoner Musik.
- Tabulatur:
- Für Saiteninstrumente wurde oft die Tabulatur verwendet, die nicht die Tonhöhen, sondern die Griffpositionen auf dem Instrument angab.
- Tabulaturen waren besonders für Lauten und andere Zupfinstrumente verbreitet.
Zusammenfassend:
- Die Stimmung von Saiteninstrumenten im Mittelalter war vielfältig und nicht standardisiert.
- Das Notensystem entwickelte sich im Laufe des Mittelalters von Neumen über das Liniensystem zur Mensuralnotation und Tabulatur.
- Die mittelalterliche Musikpraxis unterschied sich erheblich von der heutigen, was sich in der Stimmung und Notation widerspiegelte.