Das sagt dir so keiner: In der Musikbranche reicht Talent allein nicht aus. Früher reichte es, wenn du verdammt gut singen oder Gitarre spielen konntest, und jemand hat dich entdeckt, geformt und zum Star gemacht. Heute? Das ist so wahrscheinlich wie ein Einhorn auf deinem Balkon, das dir einen Plattenvertrag anbietet.

Du bist jung, hast Herzblut, schreibst mega Songs und deine Band rockt den Proberaum bis die Wände wackeln. Dein Traum? Bühne, Fans, Chartplatzierungen. Die Realität? Oft ein böses Erwachen. Denn wenn du als Newcomer von Vermarktung und Musikproduktion keine Ahnung hast – und das auch nicht ändern willst – dann bleiben dir, ganz salopp gesagt, nur zwei Optionen: Entweder wirst du gnadenlos ausgenutzt oder sang- und klanglos fallen gelassen.

Klingt hart? Ist es auch. Aber Humor ist ja bekanntlich, wenn man trotzdem lacht, oder? Also, schnall dich an, hier kommen die knallharten, aber nützlichen Wahrheiten, die dir dein Plattenlabel (wenn du je eins kriegst) verschweigen würde.

Die Falle: Das „Du bist so einzigartig“-Kompliment

Jeder Künstler ist einzigartig, klar. Aber das ist kein Freifahrtschein für Ignoranz. Gerade weil du neu bist, wirst du auf Leute treffen, die dir Honig ums Maul schmieren. „Dein Sound ist revolutionär!“, „Das ist die nächste große Sache!“ – und im selben Atemzug versuchen sie, dir einen Vertrag unterzujubeln, der dich von A bis Z ausnimmt. Du hast keine Ahnung von GEMA, Verlagsrechten, Masterrechten oder dem Unterschied zwischen einem Label-Deal und einem 360-Grad-Vertrag? Perfekt! Denn genau dann bist du leichtes Futter.

Nutzen sie dich aus? Ja, wenn sie dir ein paar Euro Vorschuss geben, dich dann aber auf Jahrzehnte an Knebelverträge binden, von denen du kaum was siehst. Sie werden deine Songs nehmen, sie vielleicht sogar von anderen produzieren lassen und dir am Ende einen Cent vom Euro geben. Du bist nur ein Zahnrad in ihrer Maschine, das ersetzt wird, sobald es quietscht.

Die kalte Schulter: „Nette Musik, viel Glück!“

Die andere Option ist die noch häufigere: Du wirst einfach nicht wahrgenommen. Warum sollte jemand Zeit oder Geld in dich investieren, wenn du selbst keine Ahnung hast, wie du dein Produkt präsentieren sollst? Die Musikindustrie, ob klein oder groß, ist ein Geschäft. Und in diesem Geschäft musst du als Band nicht nur Musiker sein, sondern auch:

  • Dein eigener Marketing-Manager: Wie erreichst du deine Zielgruppe? Instagram, TikTok, YouTube, Newsletter? Welche Story erzählst du? Hast du gute Fotos? Kannst du ansprechende Texte schreiben? Wenn du keine Aype um dich selbst erzeugst, tut es niemand für dich.
  • Dein eigener Produzent (zumindest in Grundzügen): Du musst nicht der nächste Alan Parsons sein, aber du solltest verstehen, wie ein Song klingt, wie man ihn aufnimmt und wie man ihn für verschiedene Plattformen optimiert. Eine schlechte Demo landet direkt im Müll. Ein guter Mix macht den Unterschied.
  • Dein eigener Business-Partner: Was kostet ein Gig? Was ist eine faire Gage? Wer zahlt die Anreise? Wie funktioniert ein Deal mit einem Promoter? Wer ist für das Merchandise zuständig?
  • Dein Content Creator: Videos, Behind-the-Scenes, kurze Snippets – das Internet ist ein hungriges Biest und verlangt ständig Futter.

Wenn du das alles nicht bietest, dann bist du nur eine von Tausenden „netten Bands“ auf SoundCloud. Dein Talent? Unsichtbar. Dein Potenzial? Ungenutzt. Niemand wird dich fallen lassen, weil niemand dich überhaupt erst aufgehoben hat.

Tipps für den Survival-Modus: Raus aus der Sackgasse

Klingt deprimierend? Muss es nicht sein! Sieh es als Weckruf. Die gute Nachricht: Du hast die Macht, das zu ändern!

  1. Werde zum Informations-Junkie: Es gibt unzählige kostenlose Ressourcen im Netz. Blogs, Podcasts, YouTube-Tutorials. Lerne die Basics von Musikproduktion, Marketing, Social Media und dem Musikbusiness. Verstehe Begriffe wie „Publishing“, „Distribution“, „Synch-Licensing“.
  2. Netzwerke, aber smart: Geh zu Konzerten, Festivals, Branchen-Treffen. Sprich mit anderen Musikern, Produzenten, Tontechnikern. Frag Löcher in den Bauch. Aber: Sei kritisch. Nicht jeder, der dir helfen will, meint es gut.
  3. Investiere in Wissen, nicht nur Equipment: Ein teurer Gitarrenamp macht dich nicht zum Rockstar. Ein Workshop über Bandmanagement oder Social-Media-Strategien schon eher.
  4. Übe die Kunst der Selbstkritik: Ist dein Song wirklich radiotauglich? Sind deine Videos professionell genug? Hol dir ehrliches Feedback (und sei bereit, es zu hören!).
  5. Sei geduldig, aber nicht passiv: Erfolg kommt selten über Nacht. Aber er kommt auch nicht, wenn du nur im Proberaum jamst und auf den Anruf wartest. Ergreif die Initiative!

Das Musikgeschäft ist ein Dschungel. Aber mit der richtigen Ausrüstung und einem klaren Kopf kannst du dich durchschlagen. Talent ist die Eintrittskarte, aber Wissen und Eigeninitiative sind der Schlüssel, um nicht als Fußmatte oder unsichtbare Maus zu enden. Also, Krempel die Ärmel hoch und zeig der Welt, dass du nicht nur musikalisch, sondern auch geschäftlich ein Ass bist!