Hey, junge Bands! Ihr habt diesen Traum, stimmt’s? Von ausverkauften Hallen, kreischenden Fans, Welttourneen und dem ganzen Rock’n’Roll-Glamour. Ihr verbringt Stunden im Proberaum, schwitzt an neuen Songs und träumt vom Plattenvertrag. Herrlich! Jetzt kommt die kalte Dusche, aber keine Sorge, sie ist heilsam: Es kostet Geld. Alles. Einfach alles, was ihr als unbekannte Band so anstellt, wird euren Geldbeutel erleichtern.

Und das ist der Punkt, den euch keiner ehrlicherweise ins Gesicht sagt, weil es die Romantik killt. Aber glaubt mir, ein bisschen Realismus ist hier Gold wert. Bevor ihr euch also in die Schlacht werft, um die Welt zu erobern, packt die Bierflaschen weg und schnappt euch einen Stift. Jetzt geht’s um Zahlen, und die können euren Traum schneller platzen lassen als ein schlecht gestimmtes Schlagzeug.

Die ewige Geldfalle: Wo euer Traum blutet

Seien wir ehrlich, die Liste ist lang und gnadenlos:

  • Der Proberaum: Miete, Strom, vielleicht mal ’ne kaputte Heizung. Das summiert sich.
  • Equipment: Saiten, Sticks, Kabel, kaputte Mikrofone, ein neuer Verstärker, weil der alte klingt wie ein Furz im Eimer. Und dann noch die Reparaturen. Das ist ein Fass ohne Boden.
  • Aufnahmen: Selbst ein billiges Demo kostet. Professionelle Aufnahmen? Da seid ihr schnell im vierstelligen Bereich. Für ein paar Songs.
  • Merch: T-Shirts, Sticker, Buttons. Klar, Fans sollen was kaufen, aber die Produktion kostet im Voraus. Und wer zahlt die Lagerung der 50 Shirts, die keiner will?
  • Marketing & Promo: Eine Webseite, Bandfotos, Flyer, Social-Media-Anzeigen. Das „Internet ist umsonst“ war gestern. Reichweite kostet heute.
  • Fahrtkosten: Benzine, Zugtickets, wenn ihr mal einen Gig habt, der weiter weg ist. Und selbst wenn ihr das Auto eines Elternteils leiht, der Sprit ist euer.
  • Gigs: Manchmal gibt es eine „Fahrtkostenpauschale“, die kaum die Hälfte deckt. Oder „Door Deals“, wo ihr hofft, dass überhaupt genug Leute kommen. Und die Getränke an der Bar sind auch nicht umsonst.
  • Und, und, und: Das kleine Notstromaggregat für den Parkplatz-Gig, die Gebühr für die GEMA-Anmeldung, die Reparatur des kaputten Mischpults nach dem letzten „exzessiven“ Soundcheck…

Die unsichtbare Bombe: Geld als Brandbeschleuniger bei Bandstreitigkeiten

Jetzt kommt der unangenehme Teil, aber der ist am wichtigsten: Das Geld. Oder vielmehr: Das liebe Geld, das keines ist. Wenn die Band irgendwann knirscht – und das wird sie, denn ihr seid Künstler mit großen Egos und wenig Schlaf – dann ist das Geld der hebelartigste Hebel, den jemand benutzen kann, um die Situation zu sprengen.

  • „Ich hab doch das Mikro bezahlt!“
  • „Mein Auto wird immer für den Transport genutzt, ich krieg aber nie Spritgeld zurück!“
  • „Warum haben wir das teure Mastering gemacht, wenn die Hälfte der Einnahmen an den Schlagzeuger geht, weil er sein Kit teuer gekauft hat?“
  • „Wieso zahlen wir alle gleich viel für den Proberaum, obwohl Gitarrist XY eh nie da ist?“

Diese Sätze, oder Variationen davon, sind die Todesstoß-Kugeln für viele Bands. Wenn die Stimmung kippt, wird jeder Cent, der in die Band geflossen ist, zur Munition. Wer wie viel beigetragen hat, wer wie viel ausgegeben hat, wer welche Ausrüstung besitzt – all das wird plötzlich zur Waffe.

Die goldene Regel: Interne Band-Buchhaltung (Kein Witz!)

Deshalb, meine lieben Rockstars in spe, tut euch selbst einen Riesengefallen:

  1. Klärt es von Anfang an: Bevor ihr auch nur einen Akkord zusammen spielt, der mehr als ein Hobby ist, redet über Geld. Wer zahlt was? Wie werden gemeinsame Ausgaben geteilt? Werden Einnahmen (wenn es denn welche gibt) reinvestiert oder aufgeteilt?
  2. Dokumentiert alles: Ja, wirklich ALLES. Jede Ausgabe, jeder Beitrag, jede Einnahme. Es gibt einfache Apps, Excel-Tabellen oder zur Not ein Notizbuch. Datum, Betrag, wofür, wer bezahlt/bekommen hat. Das ist euer finanzielles Friedensabkommen.
    • Beispiel: Tim kauft neue Gitarrensaiten (15 €). Alex bezahlt die Hälfte der Proberaummiete (80 €). Lena hat noch 20 € von einem früheren Gig, die sie in die Bandkasse legt. ALLES wird notiert.
  3. Wer ist der Finanzminister? Bestimmt eine Person, die vertrauenswürdig ist und den Überblick behält. Oder macht es reihum. Hauptsache, es ist klar, wer für die Dokumentation verantwortlich ist.
  4. Ein gemeinsames Band-Konto: Sobald ihr erste Einnahmen habt oder regelmäßige Ausgaben, überlegt euch ein gemeinsames Konto. So gehört das Geld der Band, nicht einer einzelnen Person, und alle können die Bewegungen nachvollziehen.
  5. Besitzverhältnisse klären: Wem gehört das Mischpult? Wer hat die Boxen gekauft? Was passiert, wenn jemand die Band verlässt? Das muss schwarz auf weiß stehen.

Es mag unromantisch klingen, über Geld zu reden, wenn man doch eigentlich Kunst machen will. Aber genau diese Klarheit schafft die Grundlage für kreative Freiheit und einen langen Frieden in der Band. Denn wenn das Finanzielle sauber geklärt ist, könnt ihr euch auf das konzentrieren, was wirklich zählt: geile Musik machen, die Welt erobern und die Ohren des Publikums zum Schmelzen bringen. Und das ohne, dass euch ein missgünstiger Bandkollege mit einer Rechnung für kaputte Drumsticks droht.