Das sagt dir so keiner, aber deine Band ist nicht nur eine Gruppe von Freunden, die im Keller Lärm macht – sie ist ein knallharter Kulturbetrieb. Ja, genau. Mit allem, was dazugehört: kreative Höhenflüge, technische Herausforderungen, und leider, leider auch jede Menge Papierkram, der im schlimmsten Fall über eure Zukunft entscheidet. Besonders, wenn es um das gemeinsame Songwriting geht.

Stell dir vor, ihr sitzt zu fünft im Proberaum, die Luft ist dick von Schweiß und billigem Bier. Jemand spielt ein Riff, ein anderer singt eine Melodie, der dritte kritzelt einen Text – und schwupps, ist er da: euer erster gemeinsamer Song. Ein magischer Moment, ein kreativer Orgasmus. Und genau hier beginnt das, was dir so keiner sagt: Dieser Song ist euer gemeinsames Baby, und das mit allen Rechten und Pflichten.

Solange ihr vor fünf Leuten in der Dorfdisco spielt und der größte Erfolg eine Freibierrunde ist, interessiert sich kein Hahn dafür, wer welchen Anteil an „Schweiß und Bier“ hat. Aber wehe, der Song entwickelt sich zum Hit, landet im Radio, auf einer Playlist, oder schlimmer noch: Irgendein Werber findet ihn super für den neuen Joghurt-Spot. Plötzlich geht es um richtiges Geld, um GEMA-Ausschüttungen, Lizenzen und Tantiemen. Und dann kommt der Moment, wo das „Wir haben’s zusammen gemacht!“ ganz schnell zu einem „Moment mal, wer hat eigentlich diesen Part geschrieben?“ mutiert.

Das Urheberrecht: Die unsichtbare Handschelle

Urheberrecht ist in der Musik eine knifflige Sache. Grundsätzlich gehört der Song dem oder denjenigen, die ihn geschaffen haben. Wenn ihr alle gemeinsam an einem Song feilt, seid ihr Miturheber. Das bedeutet, jeder hat seinen Anteil an den Rechten. Das klingt fair, kann aber zur absoluten Hölle werden, wenn ihr euch zerstreitet.

  • Der „Ich hab die Idee gehabt!“-Typ: „Ich hatte die Grundidee für die Melodie, also gehört mir 50%!“
  • Der „Ohne meine Drums wär’s nichts!“-Typ: „Mein Beat ist der Groove, ohne den der Song nicht funktionieren würde! Da muss ich doch mindestens 20% kriegen!“
  • Der „Mein Text ist pure Poesie!“-Typ: „Ihr macht die Musik, aber der Text ist die Seele! Ich will ein Drittel!“
  • Der „Ich hab die Akkorde gefunden!“-Typ: „Hätte ich die Akkorde nicht entdeckt, gäbe es gar keinen Song. Das sind meine 10%!“

Das Resultat? Streit, verbrannte Freundschaften und im schlimmsten Fall ein Song, der im Rechtsstreit versickert, während das Geld munter weiter an die Verwertungsgesellschaften fließt, aber nicht zu euch. Das ist wie ein Scheidungskrieg ums Sorgerecht, nur dass es um eine Tonspur geht.

Der Humor liegt in der Tragödie: Nützliche Tipps für die Band-WG

Bevor ihr euch also gegenseitig mit Gitarrenkabeln fesselt und eure Synthesizer als Verhandlungsmasse einsetzt, hier ein paar realistische und nützliche Tipps, damit eure Band nicht zur kulturbetrieblichen Tragödie wird:

  1. Der Band-Vertrag: Das heilige Band-Gelübde (mit Haken und Ösen): Bevor ihr auch nur den ersten Ton aufnehmt, setzt euch zusammen und schreibt einen Band-Vertrag. Ja, auch wenn ihr euch liebt wie Geschwister. Legt fest, wer welche Anteile an den Urheberrechten der Songs hat. Eine faire Faustregel ist oft: Wer aktiv am Songwriting beteiligt ist (Melodie, Harmonie, Text), bekommt einen gleichen Anteil. Wenn nur einer textet, der andere nur die Melodie macht, dann teilt es auf. Diskutiert es offen und haltet es schriftlich fest. Dieses Dokument ist Gold wert!
  2. Die GEMA-Anmeldung: Oder wie dein Bier nicht zur Toilette fließt: Sobald eure Songs öffentlich gespielt werden (auch nur im Radio), meldet sie bei der GEMA (in Deutschland) oder einer ähnlichen Verwertungsgesellschaft in eurem Land an. Die GEMA sammelt das Geld für euch ein. Hier müsst ihr eure Anteile ganz klar deklarieren. Ist das einmal festgelegt, wird es schwer, es wieder zu ändern. Also lieber einmal sauber machen als dreimal putzen!
  3. Die Rolle des Produzenten: Der heimliche Drahtzieher: Wenn ein externer Produzent ins Spiel kommt, klärt vorher genau, was seine Beteiligung ist. Manche Produzenten wollen einen Anteil an den Urheberrechten (Co-Writing Credits), andere nur eine Produktionsgebühr. Das ist Verhandlungssache, aber klärt es, bevor der erste Fader bewegt wird. Sonst seid ihr plötzlich vier Künstler, aber der Produzent ist der fünfte Urheber.
  4. Der Blick nach vorn: Auch bei Misserfolg lernen: Mal ehrlich: Die meisten Songs werden keine Hits. Aber jeder Song ist eine Lektion. Und wenn ihr diese kleinen, rechtlichen Hürden früh nehmt, könnt ihr euch später auf das Wesentliche konzentrieren: Musik machen.
  5. Der Band-Psychologe (optional, aber hilfreich): Konflikte sind unvermeidlich. Seid bereit, zu reden, Kompromisse einzugehen und auch mal einen Schritt zurückzutreten. Eure Freundschaft und die Freude an der Musik sollten immer noch wichtiger sein als ein paar Prozentpunkte bei der GEMA.

Eine Band ist ein Kulturbetrieb, ja. Aber wenn ihr die Spielregeln kennt und von Anfang an klug handelt, wird aus dem potenziellen Urheberrechts-Albtraum eine solide Basis für eure gemeinsame musikalische Reise. Und wer weiß, vielleicht lacht ihr dann in 20 Jahren bei Champagner über die Zeiten, als ihr euch fast um einen Song gestritten hättet, der am Ende nur ein paar Euro eingebracht hat – oder eben Millionen.


Was denkst du, ist das ein Thema, das in der Bandgründung oft unterschätzt wird?